Immer mehr Mädchen und Frauen suchen Schutz und Hilfe in den Frauenschutzhäusern von APDF in Bamako, Mopti und Gao. Foto: © TERRE DES FEMMESMali ist seit 2012 im Ausnahmezustand - ein Militärputsch stellte die ohnehin brüchige Gesellschaftsordnung auf den Kopf. Seitdem gibt es keinerlei Rechtssicherheit oder klare Zuständigkeiten mehr. Angesichts der anhaltenden Verschlechterung der Sicherheitslage fordern zahlreiche nationale und internationale Gruppen und Hilfsorganisationen einen Austauschzwischen den verschiedenen Akteuren im Kampf gegen den Terrorismus.
Weg zum Dialog Zunächst hatte die malische Regierung verweigert, in Dialog mit den gewalttätigen extremistischen Gruppen zu treten. Als auf dem Sahel-Gipfel im Januar 2020 der islamische Staat in der Großen Sahara als Hauptfeind im Kampf gegen den Terrorismus identifiziert wurde, änderte die Regierung ihren Kurs und hält einen Dialog nun für möglich. Auch der Vorsitzende der Gruppe zur Unterstützung des Islams und der Muslime (GSIM) erklärte, dass seine Gruppe "dem Dialog ohne Vorbedingungen zustimmt, in Anwendung des Volkswillens, insbesondere des Endes der französischen Besatzung". Auch die malische Bevölkerung befürwortet, laut einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung 2017, mit 55,8 Prozent einen Dialog mit den extremistischen Gruppen. Immer lauter werden auch die Forderungen nach dem sofortigen Rücktritt des Präsidenten Ibrahim Boubacer Keita – am 6. Juni 2020 versammelten sich rund 20.000 Demonstranten in der Hauptstadt Bamako.
Ziele einer Verständigung
In Mali könnte der Dialog mit gewalttätigen extremistischen Gruppen eine Gelegenheit bieten, den Gesellschaftsvertrag zwischen Staat und Bevölkerung zu erneuern. Ein ganzheitlicher Ansatz soll für mehr Gerechtigkeit, Sicherheit und grundlegende Sozialleistungen sorgen. Mit Hilfe von Vorgesprächen sollen potentielle GesprächspartnerInnen und VermittlerInnen identifiziert werden, um einen echten, aussichtsreichen Dialog zu ermöglichen.
Gespräche zu führen ist wichtiger denn je geworden: die UN-Blauhelmmission Minusma in Mali berichtet, dass sich die Menschenrechtslage in den ersten drei Monaten des Jahres sehr verschlechtert habe. Es habe mehr als 598 gemeldete Gewaltausschreitungen gegeben, für welche die lokalen Selbstverteidigungsmilizen, Malis eigene Streitkräfte und islamistische Gruppen verantwortlich gemacht werden. Die malische Armee soll zwischen Januar und März 2020 101 Hinrichtungen ohne Strafverfahren und Urteil vollzogen haben. Mit Unterstützung der US-Streitkräfte ist mittlerweile der Chef der Terrorgruppe „Al-Qaida im Islamischen Maghreb“ (Aqim), Abdelmalek Droukdal, getötet worden – eine Beruhigung der Lage gilt jedoch trotzdem als unwahrscheinlich.
Die TERRE DES FEMMES-Partnerorganisation "Association pour le Progrès et la Défense des Droits des Femmes" (APDF) ist die einzige Organisation in Mali, die in diesen schwierigen Zeiten im Bereich Gewaltschutz sowohl Notunterkunft als auch umfassende soziale, medizinische, psychologische und juristische Dienste unter einem Dach anbietet. Sie setzen sich für eine Verbesserung der Lage sowie die Stärkung und den Schutz der fundamentalen Rechten von Mädchen und Frauen ein.
Quelle:
https://issafrica.org/fr/iss-today/le-dialogue-avec-les-groupes-extremistes-violents-peut-il-aider-a-stabiliser-le-mali
https://taz.de/Uebergriffe-in-Mali-und-Burkina-Faso/!5688710/
https://www.tagesspiegel.de/politik/proteste-in-der-hauptstadt-und-ueberfaelle-durch-das-militaer-mali-in-aufruhr/25895214.html