Folgen von COVID-19 für Mädchen und Frauen: Handeln jetzt wichtiger denn je!

Der COVID-19 Virus ist eine immense Herausforderung für die globalen Gesundheitssysteme, Wirtschaft und Solidarität der Gesellschaft. Frauen sind weltweit härter und langfristiger betroffen, denn strukturelle Ungleichheiten werden durch die Pandemie massiv verstärkt. Ein Dossier von UN Women vom 9. April 2020 hat die bereits eingetretenen oder noch zu erwartenden Folgen von COVID-19 auf Mädchen und Frauen nun offengelegt.

 

Bildung              

Millionen Mädchen waren bereits vor der Krise von einem schlechteren Zugang, einer kürzeren Dauer und niedrigeren Qualität von Schulbildung betroffen und müssen durch die weltweiten Schulschließungen nun zusätzlich mehr Aufgaben zu Hause übernehmen. Die Pandemie kann dazu führen, dass sie die Schule vorzeitig abbrechen (müssen) – besonders gefährdet sind Mädchen mit Behinderungen oder die in Armut und abgelegenen, ländlichen Gegenden leben. Denn vergangene Epidemien haben gezeigt, dass heranwachsende Mädchen besonders gefährdet sind, nicht in die Schule zurückzukehren, auch wenn eine Krise vorüber ist.

Pflegearbeit

In der unbezahlten und bezahlten Pflegearbeit sind Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Virus ausgesetzt. Weltweit sind 70 Prozent des Gesundheitspersonals Frauen – insbesondere als Krankenpflegerinnen und Hebammen stehen sie im Kampf gegen den Virus an vorderster Front.

Im Zusammenhang mit der Pandemie steigt auch die Nachfrage nach Versorgung, Pflege und Betreuung stetig und verstärkt die bereits bestehenden Ungleichheiten in der Geschlechterverteilung der Arbeit. Eine große Herausforderung, denn Frauen verrichten dreimal so viel unbezahlte Pflege- und Hausarbeit wie Männer. Die Kontinuität dieser Pflege hängt von ihrer eigenen Gesundheit ab sowie von der Fähigkeit, das Ansteckungsrisiko für die betreuten Menschen zu minimieren.

Wirtschaft und Einkommen

Unbezahlte Pflegearbeit hat zudem einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation von Frauen. Frauen verdienen weltweit weniger, sind tendenziell eher im informellen Sektor beschäftigt, beziehen niedrigere Renten und verfügen über geringere Ersparnisse. Infolge der wirtschaftlichen Einbußen und steigenden Arbeitslosigkeit werden weltweit mehr Menschen, insbesondere Frauen, in Armut leben. Dadurch werden Millionen Mädchen und Frauen in Kinderheirat, Menschenhandel und Prostitution getrieben.

Gewalt

Derzeit nehmen alle Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt zu, insbesondere aber häusliche Gewalt. Viele Frauen sind durch das Vermeiden sozialer Kontakte und die Ausgangssperren gewalttätigen Übergriffen zu Hause ausgesetzt. Für umfassende Studien ist es zwar noch zu früh, aber es gibt bereits jetzt zutiefst beunruhigende Berichte über den Anstieg der Gewalt gegen Frauen auf der ganzen Welt, wobei in Ländern mit formalisierten Meldesystemen von einem Anstieg von über 25 Prozent berichtet wird.  Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen zufolge könnte es zu zwei Millionen Fällen weiblicher Genitalverstümmelung und 13 Millionen Fällen von Frühverheiratungen kommen, die ohne die Pandemie hätten verhindert werden können.

Sexuelle und reproduktive Rechte

Weltweit werden schätzungsweise 47 Millionen Frauen in ärmeren Ländern aufgrund der unterbrochenen Lieferketten den regelmäßigen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln verlieren. Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen schätzt, dass die Ausgangsbeschränkungen zu sieben Millionen nicht geplanten Schwangerschaften führen könnten. Legale Abtreibungen werden Mädchen und Frauen in vielen Ländern erschwert oder sind komplett verboten – so auch in Nicaragua, wo TERRE DES FEMMES mit ihrer Partnerorganisation Asociación Proyecto MIRIAM für die Rechte der Mädchen und Frauen kämpft.

Laut aktuellen Schätzungen des Guttmacher Instituts würden bei einem Rückgang der Gesundheitsversorgung um zehn Prozent rund 1,7 Millionen Wöchnerinnen und 2,6 Millionen Neugeborene auch bei schwerwiegenden Komplikationen nicht die erforderliche Versorgung erhalten.

Quelle: The Impact of COVID-19 on Women - UN Secretary GeneralQuelle: The Impact of COVID-19 on Women - UN Secretary General

Jetzt handeln!

Wichtiger denn je ist jetzt, Frauen und Frauenorganisationen in den Mittelpunkt der Maßnahmen zur Prävention und Bewältigung von COVID-19 zu stellen. Die Ungerechtigkeiten in der Pflege müssen zu einer neuen Pflegewirtschaft reformiert werden. Außerdem müssen neue sozioökonomische Pläne einen klaren Schwerpunkt auf den Schutz, die Rechte und die Zukunft von Frauen und Mädchen legen.

TERRE DES FEMMES steht vor diesem Hintergrund in engem Austausch mit den Partnerorganisationen im Ausland, um die Frauen aktiv zu unterstützen und gerade jetzt nicht alleine zu lassen. Ob Mädchenbildung in Kamerun, die es trotz Schulschließungen zu fördern gilt, Prävention von Mädchenhandel und Zwangsprostitution in Bulgarien angesichts abgeriegelter und so weiter verarmender Roma-Viertel oder dringend benötigte Beratung im Gewaltfall über das Handy in Indien und Nicaragua...Wir bitten Sie eindringlich: unterstützen auch Sie diese mutigen Frauen mit Ihrer Spende – gerade in schwierigen Zeiten hilft wirklich jeder Euro!

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