Die Thomson Reuters Foundation stufte Indien im Jahr 2018 als das gefährlichste Land der Welt für Frauen ein. Allen voran fiel das Land bei schädigenden kulturellen Traditionen, sexueller Gewalt und Menschenhandel negativ auf.
Auch 2019 erschütterten Indien wieder zahlreiche Vergewaltigungen und Femizide. Wir schauen zurück auf die Arbeit unseres Kooperationsprojektes BHUMIKA in Hyderabad.
In 2019 dominierten die öffentliche Diskussion um Frauenrechte insbesondere zwei Fälle:
Im Bundesstaat Rajasthan war die Leiche eines sechsjährigen Mädchens entdeckt worden. Das Kind war vergewaltigt und vermutlich mit dem Gürtel der eigenen Schuluniform erwürgt worden.
Die Aufklärungsseminare von BHUMIKA stoßen auf hohe Resonanz. Foto: © Gina RumsauerIn einem Vorort von Hyderabad im Bundesstaat Telangana wurde eine Tierärztin nach Medienangaben von vier Männern vergewaltigt und anschließend ermordet. Die Männer hatten die Frau mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leibe verbrannt.
Die katastrophale Sicherheitslage im Land ist für indische Frauen bereits seit Jahren bittere Realität. Das BHUMIKA Women’s Collective in Hyderabad unterstützt daher von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffene Mädchen und Frauen. Es betreut Anlauf- und Beratungsstellen in Polizeistationen, in denen Mädchen und Frauen in rechtlichen und psychologischen Fragen betreut werden. Weiter hat das Projekt ein Hilfstelefon eingerichtet, um auch niedrigschwellige Beratungen durchführen zu können. Zur Prävention von Verbrechen bietet BHUMIKA Aufklärungsseminare an.
Auch im letzten Jahr herrschte eine hohe Nachfrage nach den Angeboten unserer Partnerorganisation. So suchten 490 Frauen die Beratungsstelle auf – 325 unter ihnen baten BHUMIKA erstmals um Hilfe. In insgesamt 652 Sitzungen wurden die Betroffenen beraten und unterstützt. Insgesamt 392 Sitzungen unterhielt BHUMIKA mit den Ehepartnern der Frauen. In 437 zusätzlichen Sitzungen wurde das familiäre Umfeld zu einer Gruppensitzung geladen um ein größeres Bewusstsein für die Lage der Frau zu schaffen. Im Rahmen dieser Sitzungen konnte BHUMIKA unter anderem 141 Schlichtungen zwischen Ehepartnern erreichen, deren Einhaltung konstant überprüft wird.
Eine BHUMIKA-Mitarbeiterin unterstützt ein Ehepaar bei einer Schlichtung. Foto: © Gina RumsauerUnter ihnen war eine 39-jährige Frau, deren stark alkoholabhängiger Mann sie körperlich misshandelte. Sein Einkommen investierte er in Alkohol und vernachlässigte die Familie. Wenn er betrunken war schlug und beleidigte er seine Frau. Diese wandte sich schließlich an die Beratungsstelle mit der Bitte um Unterstützung. Eine Beraterin stand ihr unterstützend zur Seite und half ihr Stück für Stück ihr Selbstvertrauen wiederzugewinnen.
In drei Sitzungen konfrontierten BHUMIKA MitarbeiterInnen den Ehemann mit den negativen Auswirkungen seines Verhaltens. Ihm wurde angeraten Respekt für seine Frau und seine Kinder zu entwickeln. Mit Erfolg: Der Goldschmied versprach das Trinken aufzugeben. Das Ehepaar arbeitete gemeinsam bestimmte Konditionen aus, nach denen das zukünftige Zusammenleben gestaltet werden sollte.
Die Schlichtung verlief soweit erfolgreich, so wurden die Konditionen beidseitig eingehalten und die Frau volontiert derzeit bei BHUMIKA, um andere Frauen auf ihrem Weg in ein gewaltfreies Leben zu unterstützen.
Helfen Sie BHUMIKA dabei auch in Zukunft die katastrophalen Zustände für Frauen in Indien zu bekämpfen. Unterstützen Sie die wichtige Arbeit des Projektes!
Stand: 02/2020