Erst der Anfang: Erfolge des JugendbotschafterInnen-Projektes in Sierra Leone gegen FGM

Wollen ihren Einsatz fortsetzen: Projektbeteiligte und UnterstützerInnen beim letzten Runden Tisch. Foto: © AIMWollen ihren Einsatz fortsetzen: Projektbeteiligte und UnterstützerInnen beim letzten Runden Tisch. Foto: © AIM„Das war erst der Anfang“ – darüber sind sich beim letzten Runden Tisch alle einig. Und dabei haben sie schon viel erreicht: Von Juli 2017 bis Juli 2019 hat die TDF-Partnerorganisation Amazonian Initiative Movement (AIM), mit der finanziellen Unterstützung von Sternstunden e.V. – Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, 74 Jugendliche zu BotschafterInnen für Menschenrechte und dabei vor allem im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM – Female Genital Mutilation) ausgebildet. Mit dem Projekt erreichte AIM junge Menschen und erwachsene Begleitpersonen an 13 Schulen, einem Ausbildungszentrum und zwei Jugendclubs. Für ihren Einsatz erhielten die BotschafterInnen Schulstipendien für ein Jahr oder den gleichen Betrag für den Aufbau eines Kleinunternehmens. Indirekt kam das Projekt fast 60.000 EinwohnerInnen des Marampa Chiefdom in der Provinz Nord-West von Sierra Leone zugute. Ein toller Erfolg!

Positive Wirkungen hat das Projekt vielfach entfaltet: deutlich mehr Mädchen und junge Frauen im Marampa Chiefdom haben seit Projektbeginn Nein! zu FGM gesagt und diese Entscheidung auch durchgesetzt. Junge Menschen besitzen nun umfangreiches Wissen zu FGM und anderen Menschenrechtsverletzungen gegen Mädchen und Frauen. Hartnäckige Mythen wie z.B. jene, dass FGM die Fruchtbarkeit der Frau steigere oder den Mann vor Impotenz schütze, konnten entkräftet werden. Die JugendbotschafterInnen sind jetzt in der Lage, ihre Eltern, Familie und Freunde mit starken Argumenten von der Notwendigkeit zu überzeugen, FGM zu überwinden. Auch trauen sie sich heute, selbst Nein! zu FGM zu sagen oder Andere in ihrer Entscheidung zu unterstützen.

Tragen Wandel in die Gesellschaft: JugendbotschafterInnen der Prince Allieu Sekundarschule. Foto: © AIMTragen Wandel in die Gesellschaft: JugendbotschafterInnen der Prince Allieu Sekundarschule. Foto: © AIMUnd damit sind sie nicht mehr alleine: LeiterInnen und LehrerInnen der beteiligten Einrichtungen intervenieren nun, wenn sie mitbekommen, dass Eltern planen, FGM an ihren Kindern durchführen zu lassen. Jugendclubs haben sich selbst dazu verpflichtet, Unterstützung zur Durchführung von FGM, die sie Mitgliedern vorher zur Verfügung gestellt hatten, aus ihren Statuten zu streichen, und andere Jugendclubs zu überzeugen, es ihnen gleich zu tun. Gesundheitsstationen klären bei der Beratung vor allem weibliche Patienten obligatorisch über die Risiken und Folgen von FGM auf und Journalistinnen aus der Region sprechen sich häufiger im Radio und bei Moderationsveranstaltungen gegen FGM aus.

Ein ganz besonderer Erfolg ist aber, dass nun auch politische, traditionelle und religiöse FührerInnen des Marampa Chiefdom öffentlich gegen FGM und andere Menschenrechtsverletzungen an Mädchen und Frauen eintreten. Ihr Wort hat großes Gewicht, denn sie sind Vorbilder für andere Menschen aus der Gemeinde und Aufklärungsmodul vor Übergabe der Stipendien an die JugendbotschafterInnen. Foto: © AIMAufklärungsmodul vor Übergabe der Stipendien an die JugendbotschafterInnen. Foto: © AIMgeben Orientierung in wichtigen Lebensfragen. Sogar einige hochrangige Vertreterinnen des Bondo-Frauengeheimbundes, aber auch andere einflussreiche Frauen wie z.B. Polizistinnen, haben auf der Abschlussveranstaltung Stellung gegen FGM bezogen und sind so zu unverzichtbaren Multiplikatorinnen geworden.

Auch nach Projektende wollen die JugendbotschafterInnen, Menschenrechtsclubs sowie Lehr- und Betreuungskräfte aller teilnehmenden Einrichtungen weiter aufklärerisch aktiv und wachsam bleiben. Ihr Ziel ist es, Menschenrechtsverletzungen an Mädchen und Frauen, allen voran FGM, wirksam zu verhindern. Langfristig wollen sie erreichen, dass die Gesellschaft grundlegend umdenkt und Mädchen in Sierra Leone endlich unversehrt und selbstbestimmt aufwachsen können. Der erste Schritt dorthin wurde mit diesem Projekt getan!

 

 

Stand: 08/2019