Präventionsarbeit gegen Frauenhandel mit Roma-Mädchen aus Bulgarien – TDF-Referentin berichtet von der Lage vor Ort

TERRE DES FEMMES-Referentin Renate Staudenmeyer mit Mädchen aus dem Projekt FLORIKA in Bulgarien. Foto: © TERRE DES FEMMESTERRE DES FEMMES-Referentin Renate Staudenmeyer mit Mädchen aus dem Projekt FLORIKA in Bulgarien. Foto: © TERRE DES FEMMES

Referentin für Internationale Zusammenarbeit Renate Staudenmeyer besuchte gemeinsam mit Juliane von Krause (Geschäftsführerin STOP dem Frauenhandel und ehrenamtliche Projektkoordinatorin bei TERRE DES FEMMES) und deren Mitarbeiterin Christina Vesselinova die TERRE DES FEMMES-Partnerorganisation FLORIKA in Bulgarien, die sich für die Prävention von Frauenhandel einsetzt. Bulgarische Staatsangehörige sind die größte Opfergruppe von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung betroffener Personen in Deutschland, 99 Prozent sind weiblich und knapp die Hälfte unter 21 Jahre alt. Die Projektarbeit von FLORIKA ist wichtiger denn je.

FLORIKA-Mädels beim Kochkurs. Foto: © TERRE DES FEMMESFLORIKA-Mädels beim Kochkurs. Foto: © TERRE DES FEMMESIn den letzten Jahren ist der Anteil der Mädchen und Frauen aus Bulgarien, die in die Fänge krimineller Menschenhändler geraten und in Deutschland zur Prostitution gezwungen werden, enorm gestiegen. Das deutsche Bundeskriminalamt beschreibt 2017 eine Zunahme der Opferzahlen von Menschenhandel in Deutschland von 25 Prozent gegenüber 2016, zu 23 % stammen die Opfer aus Bulgarien. Alarmierend ist dabei nicht nur die steigende Tendenz der Zahlen, sondern auch, dass die Tatverdächtigen in fast ¼ der Fälle bulgarische Staatsangehörige sind...

Denn oft ist es das familiäre Umfeld der Mädchen, das den Versprechungen der Menschenhändler Glauben schenkt. In Bulgarien sind besonders die Ärmsten als Opfergruppe betroffen – junge Roma-Mädchen. Sie leben marginalisiert, in extrem prekären Lebensverhältnissen, leiden unter Bildungsmangel und Perspektivlosigkeit. Ihre ohnehin schon schwache gesellschaftliche Situation wird von kriminellen Menschenhändlern gnadenlos ausgenutzt. Auch der Europarat der Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels bestätigt, dass Roma-Kinder von Menschenhandel besonders betroffen sind. Umso wichtiger ist die Arbeit von FLORIKA, denn die Organisation schützt spezifisch Roma-Mädchen vor internationalem Frauenhandel in Bulgarien und bezieht die Eltern durch gezielte Aufklärungsarbeit mit ein.

Die ehemaligen Teilnehmerinnen haben einen Workshop organisiert, um die Projektergebnisse auch langfristig nachhalten zu können. Foto: © TERRE DES FEMMESDie ehemaligen Teilnehmerinnen haben einen Workshop organisiert, um die Projektergebnisse auch langfristig nachhalten zu können. Foto: © TERRE DES FEMMESDas Projekt fokussiert sich in der gezielten Bildungsarbeit auf benachteiligte Roma-Mädchen zwischen 9 und 15 Jahren. Sie kommen aus einfachen Familien, sprechen nur sehr schlecht bulgarisch, und können dem Schulunterricht so kaum folgen. Selten werden sie von ihren Eltern gefördert, deswegen arbeiten die Mitarbeiterinnen des Projektes mit den Eltern, aber auch mit den Lehrkräften zusammen. Der regelmäßige Schulbesuch ist eine Bedingung, um die Angebote von FLORIKA wahrnehmen zu dürfen. Pädagogische Mitarbeiterinnen unterstützen die Mädchen durch Nachhilfe und andere Bildungsangebote.

FLORIKA weist dabei viele Erfolge auf: Keines der teilnehmenden Mädchen wurde zwangsweise von den Eltern verheiratet oder nach Westeuropa in die Prostitution gehandelt. Zwischen 2014 – 2015 gab es keine einzige Schulabbrecherin, einige Teilnehmerinnen besuchten sogar weiterführende Schulen und haben einen beruflichen Abschluss erhalten. Jedes Mädchen, das den Schulbesuch nicht abbricht, sondern einen Schulabschluss macht, ist vor den kriminellen Machenschaften der Menschenhändler geschützt.

Das FLORIKA-Team und die Teilnehmerinnen. Foto: © TERRE DES FEMMESDas FLORIKA-Team und die Teilnehmerinnen. Foto: © TERRE DES FEMMESIm direkten Gespräch mit den FLORIKA-MitarbeiterInnen und den Mädchen im Projekt konnten sich TERRE DES FEMMES und STOP dem Frauenhandel einen konkreten Eindruck von den Projektaktivitäten verschaffen und miterleben, dass die beständigen Bildungsangebote für die Mädchen im Roma-Viertel sehr wirksam sind, um präventiv die Mädchen vor Frauenhandel und Frühehen zu schützen. "Unser Leben gehört nicht den Menschenhändlern. Es gehört uns. Dabei hilft uns FLORIKA!"

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