Diskussionsrunde mit Dr. Godula Kosack und Martine Mbritché. Foto: © TERRE DES FEMMESAm 28.09.2015 startete die TDF-Veranstaltungstour zum Thema Mädchenbildung im Norden Kameruns. Noch bis zum 27.10. werden die beiden Referentinnen Martine Mbritchè und Prof. Godula Kosack in verschiedenen Städten Deutschlands über die Wichtigkeit von Bildung für Mädchen für ein Leben in Selbstbestimmung informieren und außerdem das TDF-Partnerinnenprojekt AFFMHL vorstellen. Nach der gelungenen Auftaktveranstaltung in der Hamburger Finanzbehörde, die in Kooperation mit der Landszentrale für politische Bildung der Hansestadt stattfand, ging es am 29.09. in der Stadtbibliothek Bremen weiter.
Gut 20 Interessierte kamen in der Krimi-Abteilung zusammen, um etwas über die Bildungssituation von Mädchen und jungen Frauen in Nordkamerun zu erfahren und sich mit den Referentinnen auszutauschen. Nach einer kurzen Begrüßung durch die TDF-Städtegruppe Bremen zeigte die Ethnologin Godula Kosack als Einstieg einen kurzen Film, den sie in der Projektregion gedreht hat. Danach stellte Martine Mbritchè in einem sehr persönlichen Vortrag ihren Lebens- und Bildungsweg vor. Neben den Pflichten im Haushalt ihres älteren Bruders, zu denen neben dem Wasserholen und der Essenszubereitung auch die Versorgung der jüngeren Geschwister gehörte, musste sie die Zeit, die sie in ihren Schulbesuch investieren konnte, so intensiv wie möglich nutzen. Schon als junges Mädchen habe sie erkannt, dass Bildung für sie die Möglichkeit sein könnte, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Eindrücklich schilderte sie, mit welchen Schwierigkeiten sie sich als Mädchen auseinandersetzen musste und wie in ihr der Wille entstand, sich dem traditionellen Frauenbild zu widersetzen.
Aufmerksames Publikum in Bremen. Foto: © TERRE DES FEMMES
Zusammen mit Ergänzungen aus ethnographischer Perspektive durch Godula Kosack hat dieser Vortrag die Rolle von Bildung als Schlüsselfunktion deutlich gemacht. Bildung schützt gegen frühe Zwangsverheiratungen und andere Formen von Gewalt, erhöht die ökonomische Unabhängigkeit und ermöglicht es Mädchen und Frauen eigene Entscheidungen für ihr Leben zu treffen. Die Arbeit des Vereins AFFMHL wurde als Beitrag, mehr Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen und ihnen auch darüber hinaus eine Berufsperspektive zu bieten, erläutert.
Doch der Abend war auch dafür gedacht, um sich auszutauschen und somit einen Beitrag zum Nord-Süd-Dialog zu leisten. Im Anschluss an den Vortrag nutzten die ZuhörerInnen die Möglichkeit, um genauer nachzufragen und eigene Gedanken zu äußern. Eine lebhafte Diskussion, in der es unter anderem darum ging, wie es nach einem Schulbesuch für Mädchen weiter gehen kann, inwiefern sich die Aktivitäten von Boko Haram auf die Projektregion auswirken und welche Unterschiede es zwischen ländlichen und städtischen Räumen in Kamerun in Bezug auf Zugang zu Bildung gibt, rundete den Abend ab.
Stand 10/2015