11.10.2010: Erste bundesweite Studie zur Umsetzung der Workplace Policy veröffentlicht: Wirksames Instrument gegen häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt verringert die Produktivität von Unternehmen und steigert die Kosten des Gesundheits­managements. Hier setzt das innovative Konzept der Workplace Policy an: Unternehmen werden verpflichtet, den Auswirkungen häuslicher Gewalt am Arbeitsplatz mit effizienten Maßnahmen entgegenzutreten. Information und Aufklärung werden durch Unterstützungsmöglichkeiten zum Schutz der Betroffenen ergänzt. Eine Studie im Auftrag von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen in Berlin kommt zu dem Schluss, dass die Workplace Policy ein wirksames Instrument gegen häusliche Gewalt ist. Über 80% der Befragten ist das Konzept bekannt. Rund 85% glauben, dass es für Betroffene sehr hilfreich ist. Über 80% der Befragten sind der Meinung, dass häusliche Gewalt kein privates Problem ist.

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Frauensenator (Berlin) Harald Wolf: "Häusliche Gewalt führt zu physischen und psychischen Verletzungen bei den Opfern und fügt der Volkswirtschaft durch Arbeitsausfälle signifikante Schäden zu. Maßnahmen gegen häusliche Gewalt sind also im Eigeninteresse von Unternehmen. Das Konzept der Workplace Policy bietet ihnen ein wirksames und flexibles Instrument, das sie im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements kostenneutral einsetzen können. Berlin ist bundesweit Vorreiter bei der Verwirklichung der Workplace Policy. Die erste deutschlandweite Studie hat gezeigt, dass das Konzept zur Aufklärung über häusliche Gewalt beiträgt und die Betroffenen besser schützt. Ich danke den Bezirksämtern Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf sowie der Barmer GEK und dem Body Shop für die Unterstützung. Mit ihrer aktiven Beteiligung an der quantitativen und qualitativen Befragung haben sie die Studie erst ermöglicht."

Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES: "Die Studie macht einmal mehr deutlich, wie verbreitet häusliche Gewalt in unserer Gesellschaft immer noch ist. Gleichzeitig sind die Resultate über die Einführung der Workplace Policy eine erfreuliche Bestätigung für unseren Ansatz, dass die ArbeitgeberInnen damit den Frauen wirksam zur Seite stehen können. Ein starkes Signal an andere Unternehmen."

In der Bundesrepublik ist jede vierte Frau (25%) im Alter zwischen 16 und 80 Jahren mindestens einmal von körperlicher und/ oder sexueller Gewalt durch einen Beziehungspartner betroffen. Allein in Berlin wurden im vergangenen Jahr 16.285 Fälle häuslicher Gewalt bei der Polizei registriert. Schätzungen zufolge sind ca. 20-25% der Arbeitsausfälle von Arbeitnehmerinnen auf häusliche Gewalt zurückzuführen.

Die Anwendung des Konzepts der Workplace Policy in Berlin wurde im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen wissenschaftlich begleitet. Durchgeführt wurde die Studie von TERRE DES FEMMES. 2.832 Fragebögen wurden in den Bezirksämtern Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf, bei The Body Shop Berlin und bei der Geschäftsstelle der Barmer GEK Berlin verteilt. Der Rücklauf lag bei über 18%. Damit konnten 513 Fragebögen in die quantitative Auswertung einbezogen werden. Zusätzlich gab es qualitative Interviews mit Führungskräften aus den beteiligten Institutionen und Verwaltungen.

Die Studie ist als Download erhältlich: