Am 17.02.2021 hat das zweite Austauschtreffen des ersten Durchgangs im Projekt „STARK! Töchter und Väter gemeinsam für Gleichberechtigung“ stattgefunden. Das Thema des Workshops war dieses Mal: Mädchenrechte und was Mädchen und ihre Väter gegen Gewalt tun können.
Nach einem kurzen Input durch das Projektteam zu Zahlen und Fakten über häusliche und sexualisierte Gewalt, hat der Film „Männerwelten“ für eine lebhafte Diskussion gesorgt. Die zentrale Frage, die im Raum stand, war: „Wie können wir unsere Töchter schützen?“
Die Väter haben erfahren, dass das eigene Zuhause für Frauen der gefährlichste Ort ist. Denn in Deutschland ist jede vierte Frau von häuslicher Gewalt betroffen, häufig zusätzlich von sexualisierter Gewalt. Zwei Drittel aller Vergewaltigungen finden entgegen der öffentlichen Wahrnehmung zu Hause, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz statt. Bei Mädchen und Jungen zeichnet sich ein ähnliches Bild: Die meisten Täter kommen aus der Familie und dem sozialen Umfeld. Auch innerhalb von Institutionen wie Schule, Kita, Sport- oder Freizeiteinrichtungen sind die Täter meist Personen, denen die Mädchen vertrauen.
TDF-Referentin Ciler Kilic klärt über häusliche und sexualisierte Gewalt auf. © TERRE DES FEMMESWichtig ist deshalb, Einrichtungen, die die Töchter besuchen, nach Schutzkonzepten zu fragen. Aber auch mit Mädchen altersadäquat über Sexualität und sexualisierte Gewalt zu sprechen. Die Mädchen sollten Bezeichnungen für den ganzen Körper, auch für die Geschlechtsteile, haben, um einer möglichen Tabuisierung entgegenzuwirken. Ihnen muss gesagt werden, dass Erwachsene und Jugendliche ihnen keine Sexbilder zeigen oder von ihnen machen dürfen. Mädchen brauchen Informationen, um falsches Verhalten erkennen und benennen zu können.
Mädchen sollten bestärkt werden, auf ihre Gefühle zu hören und ihnen zu vertrauen, da sie Grenzüberschreitungen und ein Nein-Gefühl spüren. Eine vertrauensvolle und verlässliche Vater-Tochter-Beziehung ist ausschlaggebend dafür, dass die Mädchen bei einer möglichen Grenzüberschreitung auf die Väter zugehen. Sie brauchen die Gewissheit, dass ihnen zugehört und geglaubt wird.
Die Väter waren sich einig, dass sie ihre Töchter außerdem dabei unterstützen können, sich in ihrem Körper wohlzufühlen und selbst bestimmen zu dürfen, ob und wer sie berühren darf. Selbstbewusste und starke Mädchen werden seltener von Tätern ausgewählt.
„Durch unsere Tatlosigkeit legitimieren wir sexualisierte Gewalt“
In der Diskussion um Sexismus und sexualisierte Gewalt haben die Väter darauf hingewiesen, dass insbesondere auch Väter von Jungen und die Söhne selbst für diese Themen sensibilisiert werden müssen. Jungen müsse beigebracht werden, dass Mädchen und Frauen keine Objekte sind.
Aber auch im Freundeskreis muss man(n) aktiv werden, so einer der Väter. Denn Tatlosigkeit bedeute eine Mitschuld. Dass die Schuld bei den Betroffenen von sexuellen Übergriffen gesucht wird, zeigt auch die oft gestellte Frage: „Was hattest du an?“ Eine Frage, die bei allen Vätern Verständnislosigkeit ausgelöst hat.
Stand: 02/2021