In der Aula der Schule warteten 60 SchülerInnen gespannt auf den Beginn des Forumtheaterstücks.
Zu Beginn der Aufführung lockten die drei TheaterpädagogInnen die SchülerInnen mit einem WarmUp aus der Reserve. Stimme und Körper wurden aufgewärmt, da sie während des Stückes zum Einsatz kommen sollten.
Mit dem Einsetzen des Songs „Für die Familie“ begann die erste Szene laut und kraftvoll. Nach der Einführung ins Stück und einer Vorstellung der Methode „Forumtheater“ wurden die ZuschauerInnen direkt in einen Familienkonflikt mit hineingenommen. Anfangs etwas zögerlich doch dann mit vollem Elan probierten die SchülerInnen ihre eigenen Ideen auf der Bühne aus. Selbst in eine Rolle zu schlüpfen und eine andere Sichtweise einzunehmen ist Teil der Methode Forumtheater. So erlebt und fühlt die Person auf der Bühne, was es heißt zum Beispiel unterdrückt oder ungerecht behandelt zu werden. Die SchülerInnen konnten dadurch die einzelnen Szenen aktiv mitgestalten und neue Denk- und Handlungswege jenseits patriarchaler Strukturen spielerisch ausprobieren.
Die Ideen der MitschülerInnen wurden mit Applaus belohnt und honorierten damit den Mut auf die Bühne zu gehen.
In den anschließenden Workshops wurden Themen wie Zwangsverheiratung, freie Lebensgestaltung und Homosexualität intensiv diskutiert. In Kleingruppen konnte mit den TheaterpädagogInnen ganz offen über Tabuthemen gesprochen und wertfrei auch kontroverse Themen besprochen werden. Eine Schülerin stellte im Workshop fest: „Jungs werden für ihre Leistung gelobt, Mädchen für ihr Aussehen“. Ein Ziel des Projektes ist es, SchülerInnen zu empowern für ihre Rechte einzustehen und gelernte Sichtweisen zu hinterfragen. Außerdem lernten die SchülerInnen Hilfsangebote kennen und wie sie betroffene MitschülerInnen unterstützen können. „Ich weiß jetzt das ich nicht alleine bin und woher ich Hilfe bekomme,“ schrieb eine Schülerin in den Fragebogen.
Eine begleitende Beraterin, die auch systemische Kinder-und Jugendlichentherapeutin ist, stand für Gespräche mit SchülerInnen zur Verfügung.
Parallel zu den Workshops wurden Lehrkräfte geschult. Für einige Lehrkräfte war es die erste Begegnung mit dem Thema Früh- und Zwangsheirat und sie waren erstaunt, über Betroffene an ihrer Schule zu hören. Nur wer um die Thematik Früh- und Zwangsheirat weiß, kann erste Anzeichen erkennen und betroffenen SchülerInnen Hilfe anbieten. Den Lehrkräften wurde außerdem umfangreiches Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt, um die Themen im Unterricht nachzubereiten.
In den nächsten Monaten sind weitere Aufführungen an Berliner Schulen geplant.
Mehr zu unserer Arbeit gegen Frühehen und Zwangsverheiratungen finden Sie hier.
Das 3-jährige Schultheaterprojekt „Mein Herz gehört mir“ wird von Aktion Mensch gefördert.
Stand 02/22