Prostitution im zweiten Jahr der Pandemie

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Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Lage von Prostituierten in Deutschland höchst kritisch und prekär. Die meisten Prostituierten werden durch kein Sozialsystem aufgefangen und Bundesregierung, Länder und Kommunen haben kaum Lösungsansätze für direkte Hilfen und Ausstiegsprogramme für diese vulnerablen Gruppe geschaffen. Das führt dazu, dass die Frauen aus existenzieller Not weiterhin in der Prostitution tätig sein müssen, auch wenn dies gegen die Corona-Verordnungen verstößt.

Ohne angemessene Hilfs- und Ausstiegsangebote für Prostituierte kommt das jetzige Prostitutionsverbot im Lockdown einer Kriminalisierung von Prostituierten gleich. Das darf nicht sein. TERRE DES FEMMES fordert die Politik auf, dringend zu handeln und Prostituierten in dieser prekären Lage umfangreiche Hilfen zur Verfügung zu stellen.

Statt eines Prostitutionsverbots fordert TERRE DES FEMMES die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland. Dieses gesetzgeberische Modell entkriminalisiert Prostituierte und belangt stattdessen Sexkäufer und Profiteure der Prostitution strafrechtlich. Denn nur durch die Senkung der Nachfrage kann der Markt für Prostitution und Frauenhandel reduziert werden. Doch ohne Ausstiegsprogramme für Prostituierte kann keine gelungene Bekämpfung der Gewalt in der Prostitution gelingen.

Die Forderungen von TERRE DES FEMMES

  • Strafrechtliche Verfolgung von Sexkäufern und Betreibern, die sich über die gesetzliche Schließung der Prostitutionsstätten hinwegsetzen
  • Entkriminalisierung der Prostituierten, falls diese trotz Lockdowns bei der Ausübung der Prostitution angetroffen werden
  • Einrichtung eines staatlichen Nothilfe-Fonds für eine unkomplizierte und direkte finanzielle Unterstützung von Prostituierten
  • Kostenlose Unterkunftsmöglichkeiten, sowie die Ausgabe von Lebensmitteln und Kleidung an Prostituierte
  • Kostenlose medizinische Versorgung für Prostituierte, insbesondere Zugang zu Corona-Tests, und baldige Corona-Impfungen mit erhöhter Priorität, da Prostituierte Personen mit prekären Arbeits- und Lebensbedingungen sind

Stand 02/2021