Eröffnung des Desert Flower Center: Erste Klinik-AktivistInnen-Kooperation zur Unterstützung FGM-Betroffener (13.09.2013)

Berlin. Das Berliner Klinikum Waldfriede und die Desert Flower Stiftung von Waris Dirie haben am 11. September 2013 ihr gemeinsames Center eröffnet, in dem Frauen nach einer Genitalverstümmelung auch ohne Krankenversicherung eine wiederherstellungschirurgische und psychologische Behandlung erhalten können. TERRE DES FEMMES begrüßt diese Initiative: „Die Eröffnung des Desert Flower Center zeigt, dass politische Organisationen und medizinische Einrichtungen sehr gut kooperieren und gemeinsam zur Hoffnung für viele Betroffene werden können. Dass auch Frauen ohne Versicherungsschutz ohne lange Wartezeit geholfen wird, ist in Deutschland sonst nicht üblich. Ich rufe dazu auf, dass auch andere Kliniken und Institutionen Partnerschaften mit humanitären Organisationen eingehen. So wird Expertise und Solidarität beider Seiten zu realer Hilfe.“, erklärt Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES.

Thema weibliche Genitalverstümmelung wird von der Politik vernachlässigt

Trotz des großen Interesses in der Bevölkerung und dem großen Handlungsbedarf wird das Thema weibliche Genitalverstümmelung von der Politik vernachlässigt. Etwa 24.000 Frauen mit beschnittener und zum Teil eng zugenähter Vulva leben in Deutschland. Über 6.000 Mädchen gehören in Deutschland zur „Risikogruppe Genitalverstümmelung“. Während ein Gesetz gegen Jungenbeschneidung in wenigen Monaten fertig gestellt wurde, dauerte es bei dem frauenrechtlichen Thema 15 Jahre. Erst am 27. Juni 2013 beschloss der Bundestag, dass weibliche Genitalverstümmelung ein eigener Straftatbestand wird. Die 2009 von der Bundesregierung gegründete NRO-Länder-Bund-Gruppe gegen weibliche Genitalverstümmelung sollte einen nationalen Aktionsplan zum Schutz der gefährdeten Mädchen in Deutschland erarbeiten; doch sie ruht bereits seit Jahren.

„PolitikerInnen könnten sich leicht über frauenrechtliche Themen profilieren und gleichzeitig Betroffenen wie Gefährdeten helfen. Gerade im Wahlkampf kann soziales Engagement beweisen, dass jemand über Weitblick, Haltung und Gerechtigkeitssinn verfügt“, sagt Irmingard Schewe-Gerigk die selbst die erste parlamentarische Anhörung zu FGM im deutschen Bundestag initiierte. Die Expertise der Nichtregierungsorganisation anzuerkennen und ihre politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu wahren, sei essentiell für eine langfristig erfolgreiche und beidseitig zufrieden stellende Zusammenarbeit – ganz gleich ob die Partnerschaft mit einer Klinik, einem Politiker oder einem Unternehmen eingegangen wird.

Für Nachfragen und Interviews stehen wir gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an TERRE DES FEMMES, Irmingard Schewe-Gerigk (Vorstandsvorsitzende), Tel. 030/ 40504699-0, oder per Mail an presse@frauenrechte.de