Internationaler Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“: TERRE DES FEMMES fordert mehr Schutz vor weiblicher Genitalverstümmelung

Berlin, 23.11.2017. In der EU leben 500.000 von weiblicher Genitalverstümmelung betroffene und 180.000 gefährdete Mädchen und Frauen. Darauf hat heute TERRE DES FEMMES vor dem Brandenburger Tor in Berlin im Vorfeld des Internationalen Tages „Nein zu Gewalt an Frauen“ aufmerksam gemacht. Mit Sprechblasen unterstrich die Frauenrechtsorganisation gemeinsam mit den aus verschiedenen afrikanischen und europäischen Ländern kommenden so genannten CHANGE Agents ihre Forderung: „Wir müssen Mädchen schützen und weibliche Genitalverstümmelung gemeinsam überwinden.“

„Mädchen und Frauen haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit“, erklärt Isatou Barry, CHANGE Agent in Berlin. Die junge Mutter mit gambischen Wurzeln weiß, wovon sie spricht. Sie ist nicht nur selbst von FGM betroffen, sondern eine von 50 CHANGE Agents in Europa, die sich an dem von der Europäischen Union kofinanzierten CHANGE Plus Programm beteiligten. Ziel des von TERRE DES FEMMES zusammen mit sieben europäischen und zwei westafrikanischen Partnern umgesetzten Programms war es, das Bewusstsein in den Diaspora-Communities in Europa für weibliche Genitalverstümmelung zu schärfen und über körperliche und seelische Folgen aufzuklären.

Mehr als 2.000 Menschen aus praktizierenden Communities haben die CHANGE Agents in den vergangenen zwei Jahren erreicht. Schirmherrin des EU-Programms Rakieta Poyga aus Burkina Faso, die in ihrem Heimatland schon mehrere 10.000 Mädchen und Frauen vor weiblicher Genitalverstümmelung bewahrt hat, erklärt: „Frauen müssen in jeder Hinsicht und besonders gegen traditionelle schädliche Praktiken gestärkt werden, damit sie mehr Selbstbewusstsein erlangen und eigenständig entscheiden können. Nur so werden wir auch die weibliche Genitalverstümmelung eines Tages besiegen.“

Bis dahin ist es noch ein langer Weg – weltweit: „Der Wandel ist erst angestoßen, wir müssen also unbedingt weitermachen“, erklärt Isatou Barry. Maja Wegner, Abteilungsleiterin von TERRE DES FEMMES, sieht dafür in Deutschland in folgenden Punkten besonderen Handlungsbedarf: „Wir brauchen verpflichtende Aus- und Weiterbildung für Fachpersonal aus medizinischen, pädagogischen, sozialen, juristischen Berufsfeldern und für Angestellte der Kinder- und Jugendhilfe zu weiblicher Genitalverstümmelung. Außerdem verpflichtende Untersuchungen für alle Kinder, die auch die Genitalien umfassen“.  Darüber hinaus muss es für Betroffene und Gefährdete bundesweite, flächendeckende und ausreichend spezialisierte Beratungsstellen und psychosoziale Hilfsangebote geben, insbesondere für Minderjährige und deren besondere Bedürfnisse. In diese Beratungsangebote müssen Kultur- und Sprachmittlerinnen integriert sein.

Zum Hintergrund der Fahnenaktion: 2001 wehten erstmals Fahnen von TERRE DES FEMMES. Der Tag geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik zurück. Wegen ihres politischen Widerstands gegen den Diktator Trujillo wurden sie am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach monatelanger Folter ermordet. Der Mut der drei Frauen gilt als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft zu entwickeln, gegen Unrecht einzutreten.

Pressefotos der Aktion vor dem Brandenburger Tor unter "Pressefotos" auf unserer Homepage.