Mädchen und Frauen - Trägerinnen der Familienehre

Ehre oder Familienehre wird in vielen Kulturkreisen und Ländern unterschiedlich definiert.
In stark patriarchal geprägten Gesellschaften ist die Familienehre abhängig vom "richtigen" Verhalten der weiblichen Familienmitglieder, die quasi als Besitz des Mannes angesehen werden.

Mein Leben. Meine Liebe. Meine Ehre.
© FGS Kommunikation

Frauen und Mädchen haben sich „keusch“ zu verhalten, voreheliche sexuelle Kontakte sind tabu. Sie werden streng kontrolliert und überwacht. Halten sie sich nicht an die der Gemeinschaft zugrunde liegenden Sitten- und Moralvorstellungen, kann die Familienehre als beschmutzt gelten. Auch Gerüchte oder der bloße Verdacht eines vermeintlichen „Fehlverhaltens“ ihrerseits kann die Ehre der Familie beschädigen. Dann kann es als Aufgabe der Männer angesehen werden, die Ehre wiederherzustellen.

Warum TERRE DES FEMMES weiterhin den Begriff „Ehren“-Mord verwendet

Hat ein Mädchen oder eine Frau durch ihr Verhalten nach Ansicht ihrer Familie "Schande" über sie gebracht, wird diese alles tun, um die Familienehre wieder herzustellen. In einigen Fällen sehen sie die einzige Möglichkeit dafür in der Ermordung (Mord im Namen der Ehre = "Ehren"-Mord) der für den Ehrverlust verantwortlichen Person.

Auch Männer können von sog. Ehrenmorden betroffen sein, genauso wie Frauen in der Tatvorbereitung involviert sein können. Allgemein gesehen ist bei Ehrverbrechen oft von einem Kollektiv an involvierten Personen auszugehen.

Was unterscheidet einen "Ehren"-Mord von einem Femizid?
Eine Begriffsdefinition

Überall auf der Welt und zu jeder Zeit werden Frauen ermordet. Zumeist von den eigenen (Ex-)Partnern oder Familienangehörigen - die Umstände sind nie dieselben und doch immer ähnlich: asymmetrische Machtstrukturen, männliche Besitzansprüche, patriarchal geprägte Denkmuster, tradierte Rollenbilder.

Doch egal in welchem Kontext oder mit welcher Motivation, es darf nie aus dem Blick geraten: Jede Tötung ist eine zu viel.

Um Tötungen an Frauen als strukturelles Problem sichtbar zu machen und präventiv zu begegnen, ist es wichtig, diese als solche zu benennen und eindeutige Definitionen zu verwenden. Der Begriff des Femizids setzt sich mehr und mehr in unserem Sprachgebrauch durch: Die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Doch häufig liest man auch von (mutmaßlichen) „Ehren“-Morden. Was verbirgt sich dahinter? Wo liegen mögliche Unterschiede zu Femiziden – oder auch Gemeinsamkeiten? Wieso ist es wichtig, beide Begriffe zu verwenden?

Diesen Fragen sind wir in einem ausführlichen Papier nachgegangen, das Sie hier (PDF) einsehen können.

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