MIRIAM steht für ein selbstbestimmtes Leben frei von Gewalt

MIRIAM ist eine anerkannte Frauenrechtsorganisation, die sich für die Menschenrechte und ganzheitliche Förderung von Frauen, Jugendlichen und Kindern einsetzt. Im Mittelpunkt des Engagements stehen das Recht auf ein Leben frei von Gewalt und das Recht auf Bildung. Frauen und Mädchen werden darin unterstützt, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, ihre Rechte zu kennen und zu vertreten sowie an gesellschaftlichen Veränderungen mitzuwirken.

© TDF/Lucero

Entstanden ist MIRIAM durch eine private Initiative, um nicaraguanischen Frauen mittels finanzieller Unterstützung für ein Universitätsstipendium ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Einige der Stipendiatinnen gründeten 1989 die NRO MIRIAM.

1995 wurde die rechtliche Beratung für gewaltbetroffene Frauen ins Leben gerufen. Ein Jahr später kamen Alphabetisierungs-, Grundschul-, und berufsbildende Kurse für Frauen dazu, die aus dem staatlichen Schulsystem ausgeschlossen sind. Weitere Projekte zur Prävention von Kinderarbeit, Menschenhandel und sexueller Ausbeutung folgten.

Rechtsberatung durch Anwältinnen

Die Anwältinnen informieren Mädchen und Frauen über ihre Rechte, unterstützen sie bei der Anzeigeerstattung, gerichtlichen Verfahren und begleiten sie zu den jeweils zuständigen Instanzen.

Betreuung durch Psychologinnen

Neben der psychologischen Einzelberatung unterstützt der Austausch in Selbsthilfegruppen die Frauen in der Auseinandersetzung mit und Bewältigung von eigenen Gewalterfahrungen und deren Folgen. Der Austausch in der Gruppe hilft den Frauen, sich neu zu orientieren und sich als aktive Protagonistinnen ihres Lebens zu begreifen.

Workshops und Ausbildung zu Multiplikatorinnen

Workshops und die Arbeit von Multiplikatorinnen bilden eine wichtige Strategie der Gewaltprävention und Unterstützung in Gewaltsituationen. In Workshops informieren sich Frauen und/oder Männer über die Rechte der Frau, reflektieren gemeinsam über Gewaltstrukturen und entwerfen gewaltfreie Lebensperspektiven. Als Multiplikatorinnen ausgebildete Frauen informieren in ihrer Gemeinde zu verschiedenen Themen und bieten Hilfestellung für Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrungen.

Alphabetisierungs-, Schul- und berufsbildende Kurse

MIRIAM hat eine eigene Schule für Frauen ab 14 Jahren. In Alphabetisierungskursen lernen die Frauen lesen, schreiben und rechnen. Sie können ihren Schulabschluss nachholen und berufsbildende Kurse in Schneiderei/Modedesign, Friseurhandwerk/Kosmetik, Kunsthandwerken/Handarbeiten und PC-basierter Textverarbeitung/Grafikdesign belegen. Die Kurse sind staatlich zertifiziert und ermöglichen den Frauen, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften und so finanziell unabhängiger zu werden.

Vergabe von Stipendien für Hochschulstudien

Das Stipendienprogramm von MIRIAM unterstützt Frauen, die aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht studieren können. Mit dem Stipendium können die Frauen die Studiengebühren und -Materialien bezahlen und einen Teil ihres Lebensunterhalts finanzieren. Neben der Stipendienvergabe unterstützt MIRIAM die Frauen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch die Auseinandersetzung mit Gender-Themen in Workshops. Die Stipendiatinnen multiplizieren die erhaltene Unterstützung, indem sie sich ehrenamtlich für MIRIAM oder in sozialen Projekten außerhalb engagieren.

Koordination und Öffentlichkeitsarbeit

MIRIAM arbeitet mit Organisationen der Zivilgesellschaft und staatlichen Institutionen für gesellschaftliche Veränderungen in der Wahrnehmung und im Umgang mit Gewalt auf familiärer, kommunaler und nationaler Ebene. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit sensibilisiert MIRIAM zu Themen wie häuslicher und sexualisierter Gewalt: das Schweigen über Gewaltdelikte wird gebrochen und Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem thematisiert. MIRIAM klärt die Menschen über Formen und Folgen von Gewalt und Gesetze zum Schutz der Frau auf. Auch wird über Hilfsangebote und Möglichkeiten der Strafverfolgung informiert.

Unterstützung dringender denn je - politische Krise und Repression

© Itzel Chavarria

Im April 2018 entbrannten in Nicaragua landesweite Unruhen gegen die zunehmende Autokratie und Korruption der Regierung Ortega, die von staatlicher Seite teils blutig niedergeschlagen wurden. Seitdem geht der Machterhalt immer stärker zu Lasten von Demokratie und Rechtsstaat – KritikerInnen wurden verhaftet, die Medienfreiheit eingeschränkt und die Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen immer einschneidender reguliert.

Der Atlas der Zivilgesellschaft, ein von Brot für die Welt und Civicus entwickeltes Messinstrument zur Lage der organisierten Zivilgesellschaft bzw. zum Grad der Demokratie, stuft Nicaragua als unterdrückt ein. Seit Herbst 2018 wird diese Repression zunehmend gesetzlich verankert. Das im Oktober 2020 in Kraft getretene Gesetz 1040 betrifft alle Organisationen und Einzelpersonen, die Geldzahlungen aus dem Ausland erhalten, und verpflichtet sie, sich als „ausländische AgentInnen“ beim Innenministerium zu registrieren. Scheitern sie an den hohen bürokratischen Hürden, müssen sie erhebliche Strafzahlungen oder eine Konfiszierung ihrer Rechtspersönlichkeit und ihres Eigentums befürchten. Jegliche Finanztransaktion muss nun im Voraus gemeldet und bewilligt werden, alle Aktivitäten sind detailliert offenzulegen und werden engmaschig kontrolliert. Das Gesetz soll vorgeblich Destabilisierung durch Einflussnahme aus dem Ausland verhindern, dient jedoch der Verdrängung kritischer Stimmen aus der Öffentlichkeit.

Zudem können AktivistInnen auf Basis des neuen Gesetzes 977 gegen Terrorakte und Geldwäsche weitgehend willkürlich inhaftiert werden. Gerade Frauenrechtsverteidigerinnen sind auf dem Radar, wurden sie im Zuge der Proteste doch wiederholt als „Putschistinnen“ und „Terroristinnen“ verunglimpft. Ähnlich funktioniert das neue Gesetz 1042 zur Verhinderung der Cyberkriminalität und die Reform an Artikel 37 der Verfassung, welcher nun lebenslange Haftstrafen für sogenannte Hassverbrechen ermöglicht. Dem Vorgehen in allen Fällen gemein ist, dass der Handlungsspielraum der organisierten Zivilgesellschaft erheblich beschnitten wird und sie unzulässiger Einflussnahme durch den Staat ausgesetzt sind.

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