19.09.2011: Wir sagen NEIN zur Rede des Papstes im Bundestag! Der Papst kommt, wir gehen auf die Straße

Am 22.9.2011 wird der katholische Papst Benedikt XVI. einer Einladung von Bundestagspräsident Norbert Lammert folgen und vor dem deutschen Bundestag sprechen. Einige Bundestagsabgeordnete und zahlreiche BürgerInnen kritisieren, dass damit die für eine Demokratie so wichtige Neutralität des Staates gegenüber Glaubensgemeinschaften nicht mehr gewahrt sei.
Da der Papst dennoch vor unseren VolksvertreterInnen sprechen wird, bildete sich das Bündnis „Der Papst kommt“ an dem mittlerweile über 50 Organisationen beteiligt sind. Gemeinsam wird eine Demonstration und eine Kundgebung organisiert, die zeitgleich zur Rede des Papstes sichtbar machen soll, dass vom Papst getroffene Äußerungen von vielen Menschen als diskriminierend und mit unseren demokratischen Grundsätzen nicht vereinbar angesehen werden.

TERRE DES FEMMES engagiert sich im Bündnis „Der Papst kommt“ und die Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES Irmingard Schewe-Gerigk wird während der Kundgebung ab 16:00 zum Thema „Frauen- und Geschlechterpolitik“ sprechen.

Der Papst unterstützt die weltweite Diskriminierung von Frauen durch Herabwertung, Bevormundung und Gefährdung ihrer Gesundheit.

Wir sehen den Ausschluss von Frauen zur Priesterweihe in klarem Widerspruch zu Artikel 3, der die Gleichstellung aller Deutschen festschreibt und Artikel 12 Absatz 1 des Grundgesetzes, der allen Deutschen sowohl die Freiheit der Berufswahl als auch die Freiheit der Berufsausübung garantiert.

Wir engagieren uns dafür, dass Frauen selbstbestimmt ihre Sexualität entdecken, ausleben und ihre reproduktiven Rechte nutzen können. Die katholische Kirche drängt ihre AnhängerInnen durch Homophobie, Sexualfeindlichkeit und Überbewertung der Institution Ehe in die Angst, dass selbstbestimmte Sexualität „sündhaft“ sei.

Wir sind überzeugt, dass die Möglichkeit der Empfängnisverhütung für den verantwortungsvollen Umgang mit Kindern, Autonomie in der Partnerschaft und reflektierte Zukunftsperspektiven unabdingbar ist. Dass der Papst fortlaufend die Nutzung von Kondomen verbietet, Empfängnisverhütung verurteilt und nicht-reproduktiven Sex verdammt, zeigt Ignoranz gegenüber der Lebensrealität und seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid vieler seiner AnhängerInnen.

Nächstenliebe predigen – Menschenrechtskonventionen ignorieren?

Wir protestieren entschlossen dagegen, dass der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche vor dem Bundestag sprechen wird und weisen darauf hin, dass er auch in seiner (zweitrangigen) Rolle als Staatsoberhaupt kein willkommener Gast sein kann, so lange der Vatikanstaat nicht das UN-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) aus dem Jahr 1981 und die europäische Menschenrechtskonvention von 1953 unterzeichnet hat.

TERRE DES FEMMES fordert massive Änderungen in der Frauenpolitik und Menschenrechtspolitik der katholischen Kirche. Wir fordern die Abgeordneten des deutschen Bundestages auf, der Rede des Papstes am 22.9. nicht beizuwohnen sondern als Zeichen der Solidarität mit Frauen und allen von der Kirche in ihrem Leben, Wirken und Handeln verurteilten Menschen, den Saal zu verlassen.

Dass etliche Millionen Euro aus deutschen Steuergeldern für seine Propagandareise bezahlt werden, widerspricht unserem Verständnis von sinnvoller Nutzung von öffentlichen Mitteln. Denn soziale Initiativen, Bildungseinrichtungen und humanitäre Organisationen können mit dem selben Budget weit mehr Menschen unterstützen als der Papst während seiner Deutschlandreise, zumal nicht einmal ein Drittel der Deutschen dem katholischen Glauben angehört.

Wir weisen hin auf die Webseite www.derpapstkommt.de und ermuntern zu Engagement und Teilnahme an der Demonstration!

Fotos von der Pressekonferenz am 19. September 2011

Vertreter des Bündnisses "Der Papst kommt" stellen sich den Fragen der JournalistInnen: Birgit de Wall (Pro Familia), Jörg Steinert (LSVD Berlin Brandenburg), Robert Kastl (CSD e.V.) und Irmingard Schewe-Gerigk (TERRE DES FEMMES) v.l.n.r.Vertreter des Bündnisses "Der Papst kommt" stellen sich den
Fragen der JournalistInnen:
v.l.n.r. Birgit de Wall (Pro Familia), Jörg Steinert (LSVD Berlin Brandenburg), Robert Kastl (CSD e.V.) und Irmingard Schewe-Gerigk
(TERRE DES FEMMES)
© Foto: Katharina Kunze

Irmingard Schewe-Gerigk (TERRE DES FEMMES)Die Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES Irmingard Schewe-Gerigk wird am 22.09.2011 vor erwarteten 20.000 Demonstrationsteilnehmern in Berlin über Frauenrechte und den Vatikan sprechen.
© Foto: Katharina Kunze