Zum Gedenken an Morsal O.
Am 15. Mai 2008 wurde die 16-jährige Morsal O. von ihrem älteren Bruder Ahmad O. mit über 20 Messerstichen niedergestochen. Sie erlag noch vor Ort ihren Verletzungen. Der 24-jährige hatte einen Cousin gebeten, das Treffen mit seiner nichtsahnenden Schwester am Hamburger U-Bahnhof Berliner Tor zu arrangieren. Morsal hatte sich – einmal wieder – in die Obhut des Kinder- und Jugendnotdienstes geflüchtet.
Vor Gericht wird Ahmad O. aussagen, er habe mit ihr sprechen wollen, um ihr zu sagen „sie beschmutze ihre und der Familie Ehre. Sie habe das falsche Verständnis von Freiheit“[1].
Weiße Rosen zum Gedenken an Morsal
Zum Prozessauftakt gegen Ahmad O. am 16. Dezember 2008 lud TERRE DES FEMMES zu einer Kundgebung und Gedenkveranstaltung für Morsal O. vor dem Landesgericht in Hamburg ein. In ihrem Redebeitrag forderte TDF-Referentin Sibylle Schreiber u.a. die Förderung spezieller Einrichtungen und die Verbesserung interkultureller Kompetenzen von PädagogInnen und MitarbeiterInenn von Behörden. Die Soziologin (und spätere TDF-Vorstandsfrau) Necla Kelek warnte davor, „solche Taten als kulturelle Eigenheiten hinzunehmen und damit einen Bonus für Selbstjustiz zu geben“. Nazanin Bouromand vom Verein „Vergesst niemals Hatun!“ betonte denn auch, dass das Recht auf Selbstbestimmung universell gelte. Nach einer Schweigeminute legten die sichtlich berührten Anwesenden vor Morsals Portraitfoto eine weiße Rose nieder. Dank der guten Medienpräsenz erhielt der Morsals Ermordung und das „Phänomen“ Ehrverbrechen die gebührende Beachtung.[2]
Ein Mord mit Ankündigung