Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert
Wilhelm Heyne Verlag, München 2014. 240 Seiten, 12,99 €
Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilexporteur der Welt. 80% der Exporterlöse des Landes werden von der Textilindustrie erwirtschaftet. Fast alle bekannten Unternehmen der Bekleidungsbranche lassen hier produzieren, denn hier können sie billig produzieren lassen: Die Lohnkosten sind die niedrigsten der Welt, auch die Umweltstandards sind niedrig. Zehn Arbeitsstunden die Regel. Gewerkschafter leben gefährlich.
Am 24. April 2013 erschütterte der Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik bei dem 1134 Menschen starben die Welt. 2438 konnten gerettet worden, davon waren 1800 verletzt. 98 Menschen blieben vermisst. Das neunstöckige Gebäude war 2007 mit sechs Stockwerken auf Sumpfgebiet errichtet worden. Die drei weiteren Etagen folgten in Etappen.
Solche Katastrophen lenken die mediale Berichterstattung auf die verheerenden Arbeitsbedingungen, veranlassen die ModefabrikantInnen zu vollmundigen Statements und wir, die TrägerInnen der dort gefertigten Kleidung werden nachdenklich, haben beim Kauf bei H&M oder C&A kurzzeitig ein schlechtes Gewissen.
Dass diese und andere BilligstanbieterInnen ihre allzu erschwingliche Mode nur Dank unwürdigster Arbeitssbedingungen anbieten können, hat sich ja rumgesprochen. Wie sieht es aber mit der Mode von teuren Labels wie Hugo Boss aus? Gisela Burckhardt bat die Research Initiative for Social Equity (RISE) in Bangladesch nach Fabriken zu suchen, in denen sowohl Luxusmarken wie auch BilliganbieterInnen produzieren ließen. Zweimal ist sie selbst nach Bangladesch gereist und hat sich dort mit Beschäftigten der Fabriken, Gewerkschafterinnen, aber auch mit einem Fabrikkontrolleur und mehreren Fabrikbesitzern unterhalten.
Die Lektüre ihres Buches öffnet die Augen: Es bietet eine umfassende Darstellung des wichtigsten Wirtschaftszweigs in Bangladesch, beschreibt die alltägliche Korruption und die Maßnahmen, die nach der Rana-Plaza-Tragödie auf Einkäufer- wie auch auf Regierungsseite ergriffen wurden.
Die Autorin schildert uns eindrücklich die Situation der Frauen im Land, lässt Überlebende des Fabrikeinsturzes zu Wort kommen, verleiht ihnen so ein Gesicht.
Die Vorstandsvorsitzende von FEMNET hat das Buch bewusst nicht für ein Fachpublikum geschrieben, denn vor allem auch wir, die KonsumentInnen können mit unserem Einkaufsverhalten Einfluss auf die Industrie ausüben. Nachlesbar im letzten Kapitel „Lieber klug konsumiert als für dumm verkauft“.