Die feministische Revolte im Iran
S. Fischer, 2023, 256 Seiten, 24,00 €
"Das ist ein Schlachtfeld. Unser Schwert ist Liebe.", so rappt der inhaftierte Toomaj Salehi. Er ist zum Zeitpunkt der vorliegenden Rezension immer noch inhaftiert und zum Tode verurteilt. Wer Sahebis Twitter Account folgt, kennt bereits viele der Geschichten und Informationen der seit September 2022 anhaltenden Revolution. Das Buch vertieft diese Geschichten, liefert Hintergrundinformationen und ergänzt. Insgesamt ein sehr lesenswertes und erschütterndes Buch.
Zwischen Dezember 2022 und März 2023, innerhalb kürzester Zeit geschrieben, ist es auch hoch aktuell. Es ist auch für Personen geeignet, die sich noch nicht eingehend mit der feministischen Revolution im Iran beschäftigt haben. Die Interviews mit Nasrin Sotodeh, Menschenrechtsanwältin, und Jakaw Nick, non-binärer Oppositioneller, gewähren einen erschütternden Einblick in die Ausmaße der staatlichen Willkür und Repression.
Gerne hätte sie auch differenzierter die politischen Dimensionen des Verhältnisses zwischen Deutschland und dem Iran, vor allem die wirtschaftlichen Verflechtungen, darstellen können.
Der lange Arm des iranischen Geheimdienstes, vor dem sich auch Exil-IranerInnen und Geflüchtete in Deutschland fürchten müssen, wird kaum angesprochen.
Das Buch der studierten Ärztin und Politikwissenschaftlerin ist dennoch empfehlenswert, da es unterschiedliche Aspekte der Revolution anspricht: Die Rolle der Musik, die feministische Perspektive sowie die lange und gewaltvolle Geschichte der staatlichen Unterdrückung. Sehr gelungen ist auch, dass Sahebi die noch viel weniger sichtbare Revolution in den marginalisierten Provinzen wie Sistan und Belutschistan heraushebt. Auf Grund der Armut, weniger Smartphones und weniger Möglichkeiten die staatliche Internetspeere zu umgehen, gelangen kaum Informationen an die Öffentlichkeit.
Trotz der im Iran vorherrschenden Düsternis schafft es Sahebi, das Licht der Hoffnung, dass die Demonstrierenden in sich tragen, sichtbar zu machen.
Ihr Buch ist auch eine Hommage an alle, die ihre Freiheit und ihr Leben für „jin, Jihan, Azadi“ gaben.