Heutzutage wird zunehmend von „sexualisierter Gewalt“ gesprochen um zu verdeutlichen, dass es bei dieser Form der Gewaltausübung nicht ausschließlich um die sexuelle Befriedigung des Täters geht, sondern er die Sexualität als Waffe nutzt, um seine Macht zu demonstrieren und die andere Person zu erniedrigen. Mit dem Ausüben von Dominanz versucht der Täter, seine eigenen Unzulänglichkeitsgefühle zu kompensieren.
Sexualisierte Gewalt beginnt bereits bei frauenfeindlicher Sprache, anzüglichen Blicken oder verbalen Belästigungen und geht über zu ungewollten sexuellen Berührungen bis hin zum erzwungenen Geschlechtsverkehr. Auch Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts zählen als Formen der sexualisierten Gewalt.
Jede 7. Frau betroffen
Die Betroffenheit bei sexualisierter Gewalt ist hoch: Laut einer Studie vom Bundesfamilienministerium haben etwa 13 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexualisierter Gewalt erlebt. 1 Das heißt Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung oder unterschiedliche Formen sexueller Nötigung.
Die wenigsten Frauen erstatten aufgrund dessen Anzeige: nur 8 Prozent der Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, schalten die Polizei ein.2
Sexualisierte Gewalt wird von Männern ausgeübt
Keine Straftat ist so männlich dominiert wird die sexualisierte Gewalt. In 99 Prozent der Fälle 3 sind die Täter Männer – was jedoch nicht heißt, dass die Opfer nur Frauen bzw. Mädchen wären. Auch Männer, vornehmlich Jungen, sind von sexualisierter Gewalt betroffen.
Die Täter kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen – und meistens aus dem Umfeld der Betroffenen. Nur in Ausnahmefällen ist der Täter ein Unbekannter.
(Entnommen der Studie vom BMSFSJ 2004:14)
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1 Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Kurzfassung der Untersuchung von Schröttle und Müller, hg. von Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Berlin 2004, S. 19.
2 Ebd., S 19.
3 Ebd., S. 14.