Prostitution - Ausdruck eines Machtgefälles zwischen den Geschlechtern

Prostitution ist eine der am längsten tradierten Formen sexueller Ausbeutung von Mädchen und Frauen im Patriarchat und ist somit Ausdruck eines grundlegenden Machtungleichgewichts zwischen den Geschlechtern. Prostitution verfestigt Geschlechterhierarchien und suggeriert eine permanente sexuelle Verfügbarkeit der Frau. Prostitution verstößt gegen die Menschenwürde und ist somit menschenverachtend.

Das Prostituiertenschutzgesetz von 2016 definiert Prostitution in §2 als "eine sexuelle Handlung mindestens einer Person an oder vor mindestens einer anderen unmittelbar anwesenden Person gegen Entgelt oder das Zulassen einer sexuellen Handlung an oder vor der eigenen Person gegen Entgelt."

Die Zahlen

Fundierte Daten, die das tatsächliche Ausmaß von Prostitution in Deutschland wiedergeben, existieren einfach nicht. Auch wenn die Schätzung von 400.000 Prostituierten in Deutschland regelmäßig seit den 1980er Jahren wiederholt wird, wird diese Zahl dadurch nicht stichfester. Schätzungen zufolge ist die Mehrheit der Prostituierten ausländischer Herkunft, vor allem aus Osteuropa (TAMPEP 2009, PDF-Datei). Dies entspricht auch den Erfahrungen der Polizei und Fachberatungsstellen. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums haben die wenigsten Prostituierten einen Arbeitsvertrag oder sind über diese Tätigkeit sozialversichert.

TERRE DES FEMMES fordert die Bundesregierung dazu auf, durch Studien zur Prostitution in Deutschland endlich statistisch fundierte Zahlen zu erreichen.

Die Gründe sich zu Prostituieren

Die Motive, aus denen Frauen sich veranlasst oder gezwungen sehen, der Prostitution nachzugehen, sind sehr unterschiedlich und oft mehrschichtig. Wirtschaftliche Not und fehlende alternative Verdienstmöglichkeiten stehen häufig im Vordergrund. Auch Bildungsbenachteiligung, prekärer Aufenthaltsstatus, Schulden, Drogenkonsum, emotionale Abhängigkeiten sowie die Absicherung des Lebensunterhalts der (Herkunfts-)Familie können eine wichtige Rolle spielen. Die gleichen Faktoren bedingen in vielen Fällen, dass die Frauen sich kaum gegen ausbeuterische Bedingungen und riskante Praktiken (z.B. ungeschützten Geschlechtsverkehr) wehren können. Viele Prostituierte geraten dabei in einen Teufelskreis, aus dem ein Ausstieg nur schwer gelingt. Nur sehr wenige Frauen üben Prostitution aus freier Entscheidung und wirtschaftlich erfolgreich aus.

Gewalt gegen Prostitutierte

Prostituierte sind in deutlich höherem Maße von Gewalt betroffen, als die weibliche Gesamtbevölkerung Deutschlands. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums erleiden Frauen in der Prostitution nicht nur häufiger im Privat- und Arbeitsleben Gewalt, sondern erfahren – gemessen an ihren Verletzungsfolgen – auch bedrohlichere Gewaltformen. 68 % der Befragten in einer Untersuchung des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2004 geben an, Gewalt mit Lebensbedrohung erlebt zu haben. Über die Hälfte der Prostituierten wurde schon vergewaltigt. Neben den (Ex-)Partnern bilden Sexkäufer die größte Tätergruppe der sexualisierten und/oder körperlichen Gewalt.

Sexkäufer im Fokus - Ein Perspektivenwechsel

TERRE DES FEMMES fordert einen Perspektivenwechsel. Nicht die Regulierung der Prostitution, sondern die Bekämpfung ihrer Ursachen muss im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte und politischen Entscheidungsfindung stehen. Nicht die Prostituierten, sondern die Sexkäufer, die ZuhälterInnen und die BordellbetreiberInnen müssen ins Visier der Gesetzgebung genommen werden. Prostitution ist ein florierendes Geschäft: in Deutschland werden hier jährlich 14,6 Milliarden Euro Umsatz gemacht.

Wir fordern eine gesetzliche Regelung, die den Sexkauf verbietet und ein Fokus auf Ursachenbekämpfung der Prostitution. Jenseits dieser Forderungen sieht sich TERRE DES FEMMES aufgerufen, auf die soziale Realität von Prostitution zu reagieren und fordert eine Reihe von Sofortmaßnahmen, wie eine strenge Regulierung von Prostitutionsstätten und die Einführung klarer Mindeststandards für die Arbeitsbedingungen und Sicherheit der Prostituierten.

Das ausführliche TDF-Positionspapier zum Thema Prostitution finden Sie hier (PDF-Datei).

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